Relaunch-Nachbericht: Strategien und Ansätze für die Digitalisierung
Mit rund 300 Teilnehmern hat sich laut Veranstalter Infopark die Relaunch Konferenz zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender der digitalen Wirtschaft Berlins entwickelt. Ein Dutzend Vorträge und Panels lieferten wichtige Impulse für die Digitalisierung vor allem mittelständischer Unternehmen. Immer wieder stand dabei die Frage nach dem ersten Schritt im Mittelpunkt des Interesses. Nach Auffassung der Experten sind Unternehmen vor allem gut beraten, ihre Kunden, die eigene Unternehmenskultur und ihr Geschäftsmodell selbstkritisch zu analysieren. Ohne Hilfe Dritter, so die einhellige Meinung, sei das allerdings kaum möglich.
Erst die Idee, dann die Technologie
Aline-Florence Buttkereit (Virtual Identity AG) veranschaulichte in ihrem Vortrag, wie Outsourcing an Ideenschmieden funktioniert. Dabei gehe es vor allem darum, in die Frühphase, die eigentliche Ideenentwicklung und mögliche Problemlösungsansätze viel Zeit zu investieren, immer mit dem Ziel, schnell Prototypen entwickeln zu können.
Auch Philipp Depiereux (etventure GmbH), der sich intensiv mit dem Aufbau von Digital-Units in Unternehmen auseinandersetzt, empfahl einen geschützten Raum für digitale Innovation und die Trennung dieses Bereichs vom Tagesgeschäft, denn nur so könnten neue Ideen entstehen. Alexandra Horn, Leiterin des Kompetenzzentrums beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft betonte, dass Digitalisierung nicht in erster Linie ein technisches Thema sei, sondern eines, das man denken müsse. Design Thinking, bei dem der Kunde in den Mittelpunkt aller Innovationen gerückt wird, werde so zum neuen Business-Paradigma.
Für klassisches Marketing sei da wenig Platz. Bernd Völker, Vorstandsvorsitzender des Konferenzausrichters Infopark AG, riet entsprechend zu neuen Formen digitaler Kommunikation, die stärker auf die Interaktion mit dem Kunden ausgerichtet seien. Dadurch rückten Unternehmen auch in der Wertschöpfungskette zwangsläufig wieder näher an den Kunden, wie er mit Beispielen veranschaulichte. Dass der Mensch trotz der Möglichkeit auch Bots und Automatisierungen einzusetzen weiterhin wichtig bleibe, betonte Ralf Schengber (Dr. Schengber and Friends). Er stellte dabei vor allem immer wieder die Frage nach dem Warum. Innovation um ihrer selbst Willen mache keinen Sinn. Viel mehr müsse es dadurch für die Kunden auch eine tatsächliche Verbesserung ergeben. Das gerate nicht selten aus dem Fokus.
Dass auch die Webauftritte der Unternehmen einem steten Wandel unterzogen sind, machte Thomas Witt (scrivito.com) deutlich. Am Beispiel des neuen CMS »scrivito« dokumentierte er, wie letztlich auch neue Technologien den Anforderungen der Unternehmen an Flexibilität, Schnelligkeit und Adaptionsfähigkeit gerecht werden können, denn die Webseite bleibe bis auf Weiteres der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Unternehmenskommunikation. Die bestätigte Online-Marketing-Experte Björn Tantau, denn die Webseite sei der einzige Ort im Internet, an dem Unternehmen die Kontrolle über die Informationen und Meinungen behielten.
Ohne soziale Transformation keine digitale Transformation
Das Zusammenspiel mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern entscheide letztlich aber über den Erfolg. Hierfür bedürfe es einer grundlegenden Veränderung der Unternehmenskultur, denn Zusammenarbeit sei die Schlüsselkompetenz bei der Digitalisierung schlechthin, unterstrich Dorothee Törecki (IBM Solutions Group). Führungskräfte und Mitarbeiter müssten daher entsprechende Fähigkeiten entwickeln, um dann mit den richtigen Tools die Transformation des Unternehmens erfolgreich voranzubringen. Um den zum Teil überfälligen Kulturwandel und damit die Digitalisierung in Gang zu setzen, rieten die Experten, sich Hilfe von außen zu holen. Die Praxiserfahrung aus mittelständischen Projekten zeige, dass das Know-how im Unterschied zur bisherigen Firmentradition in Sachen Digitalisierung in den Unternehmen meistens fehle, so Alexandra Horn. Daher sei es wichtig, über den Tellerrand blicken und sich mit anderen Unternehmen und auch Start-Ups auszutauschen. Hilfestellung liefern dabei eine Reihe unterschiedlicher Anlaufpunkte wie etwa die Digitalhubs in vielen Städten. Dr. Stefan Franzke (Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie) konnte das an den Schwerpunkten FinTech und Internet Of Things (IoT) am Standort Berlin skizzieren. Die nächste Relaunch-Konferenz wird am 25. Februar 2019 stattfinden.[via Pressebox]