Maschinenbau bleibt für 2025 pessimistisch
Die Stimmung im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hat sich gegenüber 2024 nicht verbessert. Die Branche blickt mit großer Besorgnis auf das Jahr 2025, da die Umsatzprognosen weiter im negativen Bereich liegen. Neben Kostendruck und Bürokratie belastet die Unternehmen auch eine schwache Nachfrage. Dies wird im aktuellen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland festgestellt.
Negativrekord bei der Wachstumserwartung
Zwei von drei befragten Entscheidungsträgern im Maschinen- und Anlagenbau rechnen danach im Jahr 2025 mit einer Verschlechterung der deutschen Konjunktur,. Dies sei nicht nur ein Negativrekord der bisherigen Erhebungswellen seit 2014, sondern auch der pessimistischste Jahresausblick seither.
Insgesamt habe die Unzufriedenheit ein doppelt so hohes Niveau wie der Durchschnitt aller Erhebungswellen der letzten zehn Jahre erreicht. Auch der für die exportorientierte Branche so wichtige Blick auf den Weltmarkt sei getrübt: Ein Drittel der Branche erwarte eine positive Entwicklung, ein weiteres Drittel eine negative und ein Drittel zeige sich unentschlossen.
»2025 wird ein entscheidendes Jahr für den Maschinen- und Anlagenbau«, so Bernd Jung, Leiter der Praxisgruppe Industrial Manufacturing bei PwC Deutschland sowie Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC. »Nach der Richtungswahl in den USA, den Regierungsbrüchen in Frankreich und Deutschland, den dauerpräsenten geopolitischen Konflikten und den schwächelnden Absatzmärkten wächst die Sorge um das Geschäftsmodell der Branche. Die Wachstumsprognose für 2025 wurde weiter nach unten korrigiert und liegt nun bei -5,6 %.«
Die Umsatzprognose befindet sich bereits seit fast zwei Jahren im Abwärtstrend und ist gegenüber der Schätzung aus dem Vorquartal um weitere 1,6 Prozentpunkte gesunken – so niedrig wie seit dem Corona-Jahr 2020 nicht mehr. Ca. 60 % der Befragten beklagen die schwache Nachfrage und das schwierige Regulierungsumfeld als Wachstumshindernisse, für ca. 66 % bremsen die politischen Entwicklungen im Ausland das eigene Wachstum, ca. 75 % sehen sich zusätzlich durch den Fachkräftemangel beeinträchtigt und rund 80 % beklagen den hohen Kostendruck. Laut PwC übertreffen diese Werte alle bisherigen Befragungen.
Erwartete Kostensteigerungen
Rund die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet auch für das Jahr 2025 weitere Kostensteigerungen, vor allem im Bereich der Personalkosten. Sieben von zehn Befragten gehen in diesem Kontext von steigenden Kosten aus – im Schnitt rechnen sie mit Personalmehrkosten von 4,4 %. Nur 17 % der Unternehmen erwarten für Q1/2025 steigende Margen.
»Die hohen Personalkosten und der gleichzeitig beklagte Fachkräftemangel bieten aber auch Chancen«, so Jung. »Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen können durch azyklisches Verhalten jetzt punkten. Durch gezielte Suchen können sie Toptalente anheuern, die sie in den letzten Jahren nicht gewinnen konnten, da aktuell viele große Konzerne Personal freisetzen.«
Sinkende Auslastung
Zum Jahresende lag die Kapazitätsauslastung laut der PwC-Befragung bei 84,8 %, ein im Langzeittrend sehr niedriger Wert. Eine vergleichbare Phase wurde nur während der Corona-Pandemie beobachtet, als die Auslastung wegen der Lockdown-Maßnahmen noch niedriger war.
Seit Beginn des Jahres 2024 beobachtet PwC einen Abwärtstrend in der Kapazitätsauslastung, der nun in einem Wert resultiere, der rund drei Prozentpunkte unter dem Durchschnitt aller bisherigen Erhebungswellen liege. In den letzten zehn Jahren habe sich die Auslastung rechnerisch um 0,32 % pro Jahr verringert.
»Wir erleben eine zunehmende Produktivitätskrise«, so Jung »Damit 2025 nicht zum annus horribilis für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau wird, müssen die Unternehmenslenker ihre Kosten drastisch senken und ihre Organisationen auf Effizienz ausrichten. Dass derzeit nur zwei von zehn Entscheidern zusätzliche Investitionen in Erwägung ziehen, mag dem Abwarten auf politische Richtungsentscheidungen geschuldet sein, sollte gleichzeitig jedoch nicht Ausdruck einer generellen Untätigkeit sein.«
Über das PwC Maschinenbau-Barometer
Das PwC Maschinenbau-Barometer ist das Ergebnis einer vierteljährlichen Panelbefragung unter Führungskräften des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Neben einer Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung spiegelt die Studie die Unternehmenserwartungen hinsichtlich zentraler Kennzahlen wie Kosten, Preise und Investitionsvolumina. Zudem werden in jeder Ausgabe wechselnde Themen vertieft. [pm]