Qwant im Praxistest
Der Praxistest Qwant ist – nach dem subjektiven Suchmaschinenvergleich und dem Praxistest DDG – der dritte Abschnitt meiner Suche nach einer Google-Alternative. Auch für diesen Praxistest wurden
- auf dem Destktop-Rechner im Firefox als Standardsuchmaschine (»Ein-Klick-Suchmaschine«) Qwant eingestellt,
- auf dem Smartphone in der Chrome-App qwant.com als Standardsuchmaschine eingestellt sowie
- wieder ausschließlich die ersten 10 Ergebnisse berücksichtigt (eine »Seite 1« wie bei Google gibt es nicht, nach gut 50 Ergebnissen ist Schluss).
- Die Suchmaschine wurde ohne Anmeldung genutzt.
Dieser Praxistest ist wieder komplett subjektiv und hat keinen Anspruch auf Repräsentativität und Vollständigkeit. Der Test wurde von Anfang Januar bis in die zweite Februarhälfte 2019 durchgeführt.
Qwant ist eine Suchmaschine aus Frankreich, die deutsche Ausgabe wurde 2014 vorgestellt (heise.de). Schon damals war der Anspruch, bezüglich Datenschutz eine Alternative zu Google zu sein, der Start war jedoch etwas holprig (Artikel auf Golem zum »Cookie-Märchen«). Während dieses Praxistests wurde daher ab und an mithilfe des Firefox-Addons »Cookie Manager« nach Qwant-Cookies gesucht, es wurden jedoch keine gefunden.
Die Positionierung der Suchmaschine (Stand 17.02.2019):
Qwant – die europäische Suchmaschine, die Ihre Privatsphäre respektiert
Quant wurde in Europa konzipiert und gegründet, und ist die erste Suchmaschine, die die Freiheiten Ihrer Benutzer schützt und dafür sorgt, dass das digitale Ökosystem gesund bleibt. Unsere Stichworte sind: Privatsphäre und Neutralität.https://about.qwant.com/de/ (Stand 17.02.2019)
Meine erste Begegnung mit der Suchmaschine war bereits 2014, ziemlich bald nach dem Start der deutschen Version. Damals lag der Schwerpunkt eher auf sozialen Netzwerken. Die Ergebnisseite war für mich viel zu unübersichtlich, daher hatte ich die weitere Entwicklung der Suchmaschine bis Ende letzten Jahres nicht weiter verfolgt.
Nutzererlebnis
Das Nutzererlebnis (User Experience) wurde zwischenzeitlich an den Marktführer angepasst, und das war sicher kein Fehler. Die gezielte Untergliederung der Suche nach Web, Bildern, Videos etc. ist jetzt möglich, die Icons hierfür sind übersichtlich und IMO ergonomischer als bei den anderen Suchmaschinen, wo man sie über den Ergebnissen findet, am linken Bildschirmrand platziert.
Nett: Die Ergebnisse lassen sich nach Aktualität filtern und es ist eine gezielte Suche in sozialen Netzwerken möglich. Die Optik ist, wie bei DDG auch, etwas »luftiger« und damit übersichtlicher als beim Marktführer. Dies gilt besonders für die News- und Videosuche.
»Maps« fehlt natürlich. Auch Qwant bemerkt Schreibfehler. Im rechten Bereich werden ein passender Wikipedia-Artikel und (wenn vorhanden) Ergebnisse aus sozialen Netzen eingeblendet. Bei Tippfehlern scheint dies noch nicht zu funktionieren.
Qwant verzichtet leider, wie DDG auch, auf die Einblendung eines Datums bei den Suchergebnissen.
Testergebnis
Vorweg: Qwant öffnet standardmäßig jeden Link in einem neuen Tab, was mich beinahe an den Rand des Nervenzusammenbruchs brachte. In der Desktop-Version von Firefox kann dieses »Feature« zum Glück über die manuelle Parametersetzung in der URL mittels des Addons »mozlz4-edit« beeinflusst werden. Auf dem Smartphone geht dies leider nicht, hier werden dutzende neue Tabs schnell lästig, unergonomisch und unübersichtlich. Vielleicht kann das dauerhaft über eine Anmeldung abgestellt werden, dann ist aber die datenschutztechnisch »anonyme« Suche IMO passé.
Hierzu Qwant per Twitter:
Und zu den Tabs: Oben rechts in den Einstellungen gibt es Abhilfe, siehe Screenshot! 🙂
Quelle: https://twitter.com/Qwant_DE/status/1102187103243390976
Und ja, da gibt es die Einstellungen im Qwant-Menü, aber mein Browser ist nunmal so eingestellt, dass solche Sachen beim Beenden geshreddert werden, sodass das Häkchen bei jedem Start neu abgewählt werden müsste.
Die Suche in sozialen Netzwerken findet man so bei anderen Suchmaschinen nicht, bei meinen Tests wurden jedoch nur Ergebnisse von Twitter eingeblendet, andere Netzwerke blieben außen vor. Daher bringt dieses Feature momentan leider keinen Mehrwert. Auch die Erkennung von Schreibfehlern (die bei Smartphones naturgemäß häufiger vorkommen) funktioniert hier nicht mehr.
Hinsichtlich Werbung ist Qwant auch eher zurückhaltend, die Anzeigen kommen von Bing. Die Kooperation mit Bing läuft nicht nur bei den Anzeigen, auch Suchergebnisse werden teils von Bing geliefert
Manche Teile des Internets sind noch immer nicht perfekt indexiert. In der Zwischenzeit ermöglicht unsere Vereinbarung mit Microsoft Bing es uns, unsere eigenen Ergebnisse mit denen von Microsoft Bing zu komplementieren, um dadurch die bestmöglichen Ergebnisse aus dem ganzen Internet anbieten zu können.
Quelle: https://help.qwant.com/de/help/overview/wie-indiziert-qwant-das-web/ (Recherchestand 23.02.2019)
Laut einem Artikel auf welt.de könnte dies mittlerweile jedoch überholt sein.
Fazit
Im Vergleich zu DDG ist Qwant deutlich besser lokalisiert und liefert bessere Suchergebnisse. Ob das am eigenen Index oder an den »zugekauften« Suchergebnissen von Bing liegt, kann ich nicht beurteilen. Die Suchergebnisse waren jedenfalls gut, erreichen aber noch nicht ganz das Niveau von Google.
Qwant ist eine interessante Google-Alternative mit Luft nach oben. Die Ergebnisqualität wird in Zukunft wohl noch zunehmen, sie war gefühlt am Ende des Tests höher als am Anfang. Note für die Suchmaschinenleistung 2 (mit Sternchen) und Abzug bei der Ergonomie (neue Tabs).
Update: Maps gibt es doch, allerdings noch alpha.